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Hot Stuff

Hans Theessink

Eine Gitarre und der Blues

Hans Theessink ist neben John Mayall, Rory Gallagher, Eric Clapton, Van Morrison und den Rolling Stones einer der wenigen Europäer, die lobend (!) im All Music Guide: Blues erwähnt werden.

Mit mehreren tausend Konzerten und mehr als zwei Dutzend LPs/CDs hat der Musiker mit sonorer Stimme und lässigem Groove sich offenbar in eine besondere Güteklasse gespielt. Von seiner ersten LP, 1970 auf dem Autogram-Label des Folk-Enthusiasten Willy Schwenken im westfälischen Nottuln, bis hin zu seinem eigenen Label Blue Groove war es ein weiter Weg, der ihn zum Wahlwiener hat werden lassen. Die Stadt hat es ihm mit Auszeichnungen wie dem „Goldenen Rathausmann“ und jüngst dem „Goldenen Verdienstkreuz“ gedankt, das Publikum dankt es ihm mit ausverkauften Konzerten.

Unablässig tourend, hat er internationale Bekanntschaften mit Flaco Jimenez, Terry Evans, Donovan, Wolfgang Puschnig, Jon Sass, Arlo Guthrie und Derroll Adams geschlossen. Sie alle sind auf seinen CDs zu hören, die dem Rezensenten im All Music Guide Kopfzerbrechen bescherten, weil sie alle so gut seien, dass eine Auswahl schwierig falle.

Mittlerweile über sechzig Jahre alt, sei es Zeit für einen Rückblick, meinte Dietmar Hoscher, Freund und Förderer der Wiener Musikszene. So traf man sich, mitsamt Mikrofon und Wein, gut bekocht von Theesinks Gattin und Managerin Milica, und Hoscher gelang es, dem eher introvertierten Musiker seine Lebensgeschichte entlang ausgesuchter Lebensstationen zu entlocken.

Theessing, privat lieber Schweiger als Dummschwätzer, erweist sich im Gespräch als wortgewandter Fachmann, der Blues nicht nur singen, sondern auch über seine Begegnungen mit Musikern wie Derroll Adams oder Son Thomas interessant erzählen kann. Welche Rolle dabei die Gitarre von Big Bill (Broonzy) spielte, der im Blues Chicagos eine prägende Vaterfigur war, sei hier nicht verraten. Denn die Lektüre der Gespräche, der Nachvollzug der Ruhe und Selbstbewusstsein ausstrahlenden Diktion, gehört mindestens ebenso zum Blues wie das gekonnte Spielen der blue notes.

So führt diese Gesprächs-Biografie in die Lebensgeschichte Theessinks ein und ist zudem ein kleine Lektion in Sachen Blues. Nebenbei, nicht ganz unwesentlich, gewährt sie Einblicke in eine Welt, in der, Blues sei dank, Freundschaften mehr als Geld zählen und alte ’68er-Ideale noch in Ehren gehalten werden.
(jus)

Hans Theessink – Big Bill's Guitar
Hans Theessink
Big Bill’s Guitar

Aufgeschrieben von Dietmar Hoscher
Wien: Echomedia Buchverlag, 2011
176 Seiten / geb. / mit zahlr. sw Abb.
ISBN: 978-3-902672-38
www.echomedia-buch.at